Das aktuelle Projekt der Gruppe „Naturnahe Gärten“ ist der Schulgarten
Ossenheim:
Im Jahr 2005 wurde in Friedberg-Ossenheim auf der Wiesenfläche hinter der Kirche der Ossenheimer Schulgarten angelegt. Mit einem großen, mit Buchsbaum eingefassten Beet soll er an einen alten Pfarr- oder Klostergarten erinnern. Die Bewirtschaftung übernahmen die Ossenheimer Schulkinder (1. und 2. Klasse), unterstützt durch die Projektgruppe „Naturnahe Gärten“.
Im Jahr 2007 wurde anlässlich der Ossenheimer 1200-Jahr-Feier ein gepflasterter Platz mit Sitzbank und eine Trockenmauer angelegt.
Obwohl die Schülerinnen und Schüler und sogar die Lehrerinnen in den vergangenen Jahren gewechselt haben, sind die Pflanz- und Erntetage für die Schulkinder immer noch ein besonderes Highlight im Schuljahr. Am Pflanztermin im Frühjahr werden Kartoffeln gesetzt, Tomaten und Bohnen gepflanzt und auch die Tiere des Schulgartens bewundert. Hier gibt es immer etwas zu sehen: Regenwürmer, Schmetterlinge, Frösche und neuerdings leider auch Buchbaumzünsler. Den Sommer über müssen die Kinder sich vor allem um das Gießen der Pflanzen kümmern, im Herbst kommt dann der Erntetag. Besonders die Kartoffelernte macht viel Spaß und mit den geernteten Bohnen kann man tolle Versuche machen.
Berichte vom Schulgarten:
Mai 2018:
Leider hat im vergangenen Jahr der Buchbaumzünsler Einzug gehalten und die Buchsbaumhecke zerstört. Statt Bauerngartenambiente findet man nun eine unansehnliche graue Hecke. Eine Behandlung mit Chemikalien kommt wegen der Schulkinder nicht in Frage. Natürliche Mittel, wie Neemöl, sind zu aufwändig. Aufgerufen wurden daher alle Schulkinder, deren Eltern und Geschwister, den Bauerngarten an einem Samstag umzugestalten. Das Echo war überwältigend, denn schon bald tummelten sich 15 Kinder und 24 Erwachsene im Schulgarten und hatten bereits nach zwanzig Minuten die gesamte Hecke entfernt. Anschließend wurden Pfosten gesetzt, ein Weidenzaun geflochten und so eine neue Abgrenzung zur umgebenden Wiese angelegt. Auch diese soll demnächst umgestaltet werden. In Kooperation mit dem NABU soll die artenarme, nährstoffreiche Wiese mithilfe eines Schnittkonzepts nach historischemVorbild in eine ökologisch wertvolle, arten- und blütenreiche Wiese umgewandelt werden. Diese wird daher zukünftig zweimal pro Jahr gemäht, das Mähgut auf Heureitern getrocknet und verfüttert. Auch hierbei dürfen die Schulkinder helfen.
Nach einer gemeinsamen Pause auf dem Schulhof bei Kuchen und Apfelschorle machten sich dann alle an den zweiten Teil der Umgestaltung. Zwei neue Hochbeete und mehrere Komposter wurden aufgebaut, ein Weidentipi für Feuerbohnen aufgestellt und Unkraut gejätet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und die Schulkinder freuen sich schon auf den Pflanztag in zwei Wochen.
September 2018:
Der Erntetag im Ossenheimer Schulgarten war wie jedes Jahr ein besonderes Ereignis für die Schulkinder. Im Gegensatz zu den deutschen Kartoffelbauern, die in diesem Jahr über Ernteausfälle und Dürreschäden klagen, konnten sich die Schulkinder über eine besonders ergiebige Kartoffelernte freuen.
Aber es gab auch viele andere Dinge zu erledigen, weshalb verschiedene Arbeitsgruppen gebildet wurden. Neben der Kartoffelerntegruppe gab es auch eine Kartoffelwaschgruppe und eine Insektenhotel-Gruppe. Die Kinder schnitten Schilfrohr in kurze Stücke und befüllten damit Klopapierrollen oder Konservendosen.
Die Tomaten wurden geerntet, was besonders schön aussah, weil in diesem Jahr Sorten mit unterschiedlichen Farben gepflanzt worden waren.
Die Blütenstände der Wiesenblumen wurden mit der Schere abgeschnitten und auf der Wiese verteilt, so dass es im nächsten Jahr vielleicht schon zu einer Anreicherung mit Blütenpflanzen kommen wird. Auch wurden Krokuszwiebeln gesetzt, damit die Insekten im Schulgarten schon im Frühjahr Blüten vorfinden. Auch den Salbei durften die Kinder selbstständig schneiden und bündeln.
Wer wollte, konnte auch die Gewölle der Schleiereule untersuchen, die im Ossenheimer Kirchturm wohnt. Besonders interessant waren die kleinen Mäuseknochen.
Am nächsten Tag gab es dann eine gemeinsame Kartoffelmahlzeit für alle. Die Pellkartoffeln mit Kräuterquark schmeckten phantastisch.
Heuwiesenprojekt:
Die Nachkriegsgeneration weiß zu berichten: Noch vor 50 Jahren waren die Wiesen voll von Blumen und Insekten. Unzählige Frösche und eine Vielzahl von Vogelarten besiedelten die Aue der Wetter und fanden dort genug Nahrung. Schlüsselblumen wuchsen im Frühjahr so reichlich, dass man Sträuße pflücken konnte. Heute zählen artenreiche Wiesen zu den hochgradig gefährdeten Lebensräumen. Ehemals wurden selbst Wegränder gemäht und das Heu an Tiere verfüttert. Heute werden leider nahezu alle Grünflächen im städtischen Raum mit Mulchmähern gemäht. Diese häckseln mit rotierenden Messern den Aufwuchs klein und lassen ihn vor Ort zum Verrotten liegen. Dies hat verheerende Auswirkungen auf das Wiesen-Ökosystem: Nährstoffe verbleiben auf der Fläche und führen zur Überdüngung. Hinzu kommen Stickstoff-Einträge über die Luftschadstoffe. Durch die Nährstoffanreicherung und oft dicke Biomassepakete setzen sich starkwüchsige Pflanzenarten durch, die die bunt blühenden Kräuter verdrängen. Der üppige und dichte Graswuchs ist für die meisten Tiere ungünstig – Insekten, Vögel und Reptilien lieben lockeren und niedrigen Bewuchs. Tiere sind überdies die größten Verlierer der Mulchmahd. Die rotierenden Messer häckseln zusammen mit den Gräsern auch Schmetterlingsraupen, Heuschrecken und Käfer klein. Auch Igel, Bodenbrüter und selbst Rehkitze fallen den Mulchmähern zum Opfer.
Will man Blumenwiesen und ihre Tierwelt fördern, muss das Gras geschnitten und das Mahdgut von der Fläche entfernt werden, so wie es früher die Landwirte gemacht haben. Der Aufwuchs ist zudem ein wertvolles Gut, das zu schade dafür ist auf der Fläche einfach zu verrotten. Wenn man den Aufwuchs nicht als Tierfutter nutzen kann, kann er doch zumindest in Kompostwerken zu Dünger für die Landwirtschaft verarbeitet werden, wodurch sich Kunstdünger einsparen lässt.
Auch die Wiese hinter der Kirche wurde zuletzt viele Jahre nur noch mit einem Mulchmäher „gepflegt“. Das dort vor einigen Jahren noch beobachtete Wiesen-Schaumkraut ist verschwunden und Brennnesseln als Düngezeiger haben sich ausgebreitet. Die AG Schulgarten und der NABU Friedberg haben daher seit 2017 mit Unterstützung des Kirchenvorstandes ein Heuwiesenprojekt begonnen, um die Entwicklung zu einer Blumenwiese zu fördern und den Aufwuchs einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Zweimal wurde die Wiese im Frühjahr und Spätsommer mit einem kleinen handgeführten Kreiselmäher gemäht und nach dem Trocknen zusammengerecht.
Mit vier Lamas war auch ein Abnehmer für das Heu gefunden. In großen Säcken gepackt (Big Bags) wurde das Heu anschließend deren Koppel transportiert. Ein Teil des Grases wurde nach traditioneller Art auf einem Heureiter getrocknet. Die Schulkinder konnten sich so Heu für Kaninchen und Meerschweinchen mitnehmen.
Es wäre schön, wenn noch weitere Grünflächen in Friedberg naturfördernd und ressourcenschonend gepflegt werden könnten.